Mittwoch, 28. Oktober 2015

Every fucking Monday, Tatort: Dresden

Aspekt 1: Vor kurzem wurde eine interessante soziologische Studie veröffentlicht.[LINK].

Zusammengefasst lautet die These in etwa so: Wir befinden uns in einem Übergang der Kultur der Moral.

Der erste Übergang fand im 18. und 19. Jahrhundert statt, wo aus der Kultur der Ehre, die man sich erarbeiten und permanent verteidigen mußte, eine Kultur der "Menschen)Würde wurde. In dieser besitzt jeder Mensch von vornherein Würde, wird diese verletzt, holt er nicht mehr selbst die Duell-Pistole heraus, sondern wendet sich an Polizei und Justiz.

Der jetzige Übergang zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen sich häufig nicht mehr über ihre Würde definieren, sondern über ihr Opfertum. Soll heißen: Man definiert sich darüber, wie stark und durch wen man  (tatsächlich oder zurechtgesponnen) verfolgt und benachteiligt wird. Als solches (Opfer) erklärt man sich selbst für machtlos und bildet daher mit anderen eine Opfergruppe, die dann möglichst laut und larmoyant ihre Position in die Öffentlichkeit oder zu irgendwelchen Gremien trägt. Dabei wird dann gern auch mal übertrieben, um das eigene tatsächliche oder eingebildete Opfertum noch einmal überdeutlich herauszustreichen.

Aspekt 2: Ich hab mir kürzlich die Doku "Die AfD - Von Biedermännern und Brandstiftern" angeschaut [LINK zur Mediathek des ZDF].

Dabei, und ebenso bei den Pegida-Demos und Auftritten anderer rechter Demagogen fällt immer wieder eines auf: Das Stilisieren der eigenen Gruppe zu Opfern. Man sei Opfer der Politiker, der Asylanten, der Linbken, der Amerikaner, der (Lügen-)Presse, der Medien, der Justiz und was den Rechten noch so alles an böswilligen Unterdrückern einfällt. Man dürfe ja nix mehr sagen (was sie immer sagen, bevor sie genau das sagen, was sie angeblich nicht sagen dürfen), man würde ja gleich in die rechte Ecke gestellt (wo sie sich aber scheinbar pudelwohl fühlen). Über dieses eingebildete Opferbild funktioniert dann auch der Schulterschluß der rechten Rattenfänger, ob sie nun Hogesa, Pegida, AfD oder NPD heißen.
Würde, die eigene oder die anderer, sucht man in deren Reihen vergeblich.

Soweit die Theorie. So ganz stimmig ist das Bild dann aber am Ende nicht mehr. Denn aus dem Opferkult leiten die neuen Rechten ein neues Selbstbewußtsein für sich ab, aus dem heraus ihre Führer sich zum Sprachrohr und Advokaten der Gruppe aufschwingen und dabei den Rest des "deutschen Volkes" frech und ungefragt mit vereinnahmen. Diese Brandstifter biedern sich dann den unterdrückten Volksgenossen als neue Vertreter ihrer Opfer-Interessen an.
Natürlich sind die ganzen "besorgten Bürger" von Pegida nicht unterdrückt. Natürlich könnten sie sich weiter an Politik, Presse, Polizei und Justiz wenden - (was sie im Zweifel auch tun) - wenn, ja wenn sie diese nicht vorher zum Feindbild und damit unerreichbar gemacht hätten. Bizarr ist, dass die Rechten die von denselben Institutionen und dem Grundgesetz garantierten Rechte für sich beanspruchen, beides aber gleichzeitig ablehnen. Aber Ironie war noch nie die Stärke der Demagogen.

Aus der eingebildeten Ohnmacht ihres Opfertums heraus resultiert Aggression, die sich meist heroisch auf den Schwächsten entläd.

Schade, dass die Mitläufer (die wahren Rechten sind ohnehin unbelehrbar, denn denen geht es um Macht, und nichts sonst) scheinbar nie in den Spiegel schauen (und damit meine ich nicht das Magazin). Und sich scheinbar auch nie mal nüchtern die Truppe anschauen, bei der sie mitmarschieren: Ein Tross trotziger Jammerlappen, die die Augen vor der Realität verschließen und sich lieber in ihrem eingebildeten Elend suhlen. Wohlgenährte Biedermänner, die für sich das Recht einklagen erjammern, bei der "Tafel" Essen für sich zu fordern. Menschen, in deren Mund das ehemals mutige "Wir sind das Volk" zu einer schalen Floskel der bornierter Selbstgerechtigkeit zerrinnt.

Sie würden vielleicht erkennen, was für ein armseliger Haufen sie tatsächlich sind.
Nicht, weil sie Opfer sind, sondern weil sie sich selbst dazu machen.


Montag, 6. Juli 2015

23.04.1998, Tatort: Bundestag

Zur aktuellen politischen Lage, dieses historische Zeitdokument:



Vielleicht sollte man Gysi ab sofort auch die Wettervorhersagen machen lassen.

Donnerstag, 25. Juni 2015

20.06.2015, Tatort: Berlin

Lesetipp zum Parteikonvent der SPD:

http://www.linksrum.eu/wie-war-es-auf-dem-parteikonvent-ein-bericht-von-luisa-boos/

"Schöne" Methoden, die selbstverständlich nur ihrem Gewissen verantwortlichen Abgeordneten und Mitglieder auf CDU-Linie zu trimmen.
Was für Luschen, sich aus lauter Machtgier in die Fänge der Merkel zu begeben. Die hat erst die FDP in der Koalition jeden Profils beraubt, jetzt sind die Sozen dran. Deren Sterben wird nur länger dauern. Wenn die SPD noch immer daran glaubt, dass ihr der Mindestlohn einen Siegerkranz einbringen wird, dann übersieht sie, wozu man Kränze noch verwenden kann.

Wenn Schröder der Sargdeckel der SPD war, dann ist Gabriel der Totengräber.

Freitag, 19. Juni 2015

17.06.2015, Tatort: RTL now

Wer RTL kennt, der weiß, dass an deren Programm kaum etwas nicht gescripted ist.
Leider trifft das auch auf Formate zu, die auf den ersten Blick authentischer scheinen als andere.

Zum Beispiel "Die Versicherungsdetektive": Drei Schadenregulierer von der HUK überführen in "echten Fällen" echte Versicherungsbetrüger. Was daran nicht stimmt, wo es doch offen´kundig um echte Anspruchsteller und echte  Schäden handelt?

Zunächst die Dramaturgie. Natürlich will der RTL-Zuschauer sehen, wie Betrüger auf frischer Tat ertappt werden. Also werden die Betrüger vor laufender Kamera überführt, indem die "Detektive" im Miss-Marple-Stil in letzter Minute irgendwelche Gegenbeweise aus dem Hut ziehen. Erinnert an sich schon an die gescripteten Gerichts-Shows, in denen im letzten Moment irgendwelche Geständnisse oder Überraschungszeugen der Geschichte eine 180 Grad Wendung geben.

Platter ist da nur noch die moralische Komponente. Denn laut der RTL-Show

- werden alle Betrüger überführt
- gelten für geständige Betrüger immer "mildernde Umstände"
- sind von den jeweils vorgestellten 3 Fällen ca. 2 Betrügereien, der verbliebene Fall ist zumindest kurios, aber vermutlich echt.

Die Realität sieht natürlich anders aus. Nur ein Bruchteil der vermuteten 10% Versicherungsbetrüge wird aufgedeckt. Und für überführte Betrüger gibt es auch keine mildernden Umstände. Schließlich ist ein Schadenregulierer nicht Ankläger, Richter und Vollstrecker in einer Person, auch wenn RTL uns das glauben machen möchte.

Wenn ich aber wie in der letzten Folge mit ansehen muss, dass sich einer der "Detektive" einen dubiosen Test ausdenkt, um die vermeintlichen Betrüger zu überführen, dann hat das ein "Geschmäckle". Denn der Versicherungsmensch kündigt an, dass sich die angeblichen Delinquenten allein schon verdächtig machen würden, wenn sie die Teilnahme an dem Test ablehnen würden. Und das erinnert dann schon an die perverse Argumentation politischer Überwachungs-Apologeten, dass man sich schon dadurch verdächtig mache, dass man sich nicht überwachen lassen wolle. Letztere ignorieren das Grundrecht auf Privatsphäre, bei RTL bleibt dafür unerwähnt, dass  Versicherungsnehmer oder Anspruchsteller keinesfalls bei irgendwelchen Psychospielchen mitmachen müssen und eine Weigerung auch kaum dem Eingeständnis eines Betruges gleichkommt.

Der vermutlich ehrlichste Moment der Folge ging in dem ganzen Schmonzes beinah unter. Da raunzte der Versicherungs-Fuzzi den Versicherungsnehmern beim Abschied noch zu, dass, obwohl ihnen kein Betrug nachzuweisen war, er nicht ausschließen können, dass sie beim nächsten eingereichten Schaden aus dem Vertrag fliegen würden. Nice.

Man fragt sich, warum die "überführten" Betrüger so dumm sind, sich vor laufender Kamera und unverpixelt "überführen" zu lassen oder den Betrug sogar zuzugeben und damit Anzeige, Prozess und empfindliche Strafen riskieren. Man darf vermuten, dass die Teilnehmer entweder vor dem Dreh einen Knebelvertrag unterschreiben müssen, wie man ihn aus anderen Reality-Formaten kennt und der Strafzahlungen androht, wenn man sich aus dem Dreh zurückziehen möchte. Oder die Teilnehmer sind entweder extrem dämlich oder tatsächlich nicht "echt". Denn jetzt mal ehrlich: Welcher echte und nicht völlig unterbelichtete Versicherungsbetrüger würde freiwillig an einem Fernsehformat teilnehmen, das sich dem öffentlichen Aufdecken und Anprangern von Versicherungsbetrüge(r)n verschrieben hat?


Samstag, 13. Juni 2015

27.11.2014, Tatort: WDR Markt



Gesehen? Da haben wir sie wieder, die häßliche Fratze des "Homo oeconomicus".

Für ein Magazin wie "Markt" ist der Beitrag an sich schon erstaunlich, aber man würde sich eigentlich im Anschluss eine fundierte Auswertung wünschen.

Der Punkt ist doch: Moral ist etwas, das man sich leisten können muss. "Erst kommt das Fressen, dann die Moral."
Punkt 2: Kapitalismus ist per se unmoralisch. Ein System, das für jeden Aspekt des Lebens und der Welt einen Preis aushandelt, korrumpiert moralisches Handeln absolut.
Punkt 3: Religion als Mechanismus von Absolution und Teilung/Vergebung individueller Schuld begünstigt amoralisches Handeln, statt es zu verhindern. Wer sich auf einfache Weise von Schuld lossagt, sich also "entschuldigt", ist eher wieder bereit, erneut amoralisch zu handeln.
Punkt 4: Unwissenheit begünstigt amoralisches Handeln. Wer nichts von Mißständen weiß, kann sich nicht für sie verantwortlich fühlen.
Punkt 5: Das Übel muß frühzeitig und im Keim erstickt werden. Je mehr Leute "es" tun, und je näher mir diese Menschen stehen, sei dieses "Es" nun ein kleiner Steuerbetrug, ein bei-Rot-über-die Ampel-laufen oder das Anzünden von Asylantenheimen, um so einfacher fällt das Mitmachen und umso schwerer fällt der Widerstand gegen die Unmoral.

Punkt 6: Es ginge auch anders. Aber dafür braucht es Eier. Eier, die ein Bildzeitungs-Leser nicht mehr hat, weil ihm Bild und Co. jeden Tag eine neue Angst in die trübe Birne dübeln. Womit wir u.a. wieder bei der Unwissenheit wären.



Sonntag, 26. April 2015

26.04.2015, Tatort: WDR

Dieter Nuhr fand ich bisher immer ganz witzig.

In diversen Interviews und Programm-Randbemerkungen seiner Kollegen schimmerte zwar schon ab und an durch, dass diese von ihm keine all zu hohe Meinung haben.

Auch mir ist schon die ein oder andere eher plumpe Pointe sauer aufgestoßen, aber: sei's drum,im Grundsatz ist er witzig.

Das Problem ist nur, dass Nuhr sich selbst offenbar für einen Kabarettisten hält. Isser aber nicht. Nuhr ist von einem Kabarettisten alter Schule wie Dieter Hildebrandt oder neuer Schule wie Claus von Wagner so weit weg wie ein Klumpen Tofu von einer Thüringer Bratwurst.

Problem Nr. 2 ist, dass offenbar auch Nuhr's Arbeitgeber, die ARD, den Mann für einen Satiriker und Kabarettisten hält. Schließlich ist sein Format "Satiregipfel" der traurige Nach-Nachfolger von "Scheibenwischer".

Diese Fußstapfen sind Nuhr viel zu groß. Nuhr ist der Mario Barth der bürgerlichen Klientel, der dieselben Mann-Frau-Klischees auswalzt wie Barth, nur eben feinsinniger aufbereitet und vorgetragen. Nuhr arbeitet sich zwar auch an politischen Themen ab, aber wo andere Künstler klug hinterfragen und bis an die Schmerzgrenze aufklärerisch tätig sind, reicht es bei Nuhr nur zu flapsigen Aufbereitung von BILD-Schlagzeilen. Sein Vorteil ist sein ruhiger Vortragsstil, seine gutbürgerliche Rhetorik und sein Timing bzw. sein Gefühl für Pointen, welche ihn eleganter wirken lassen, als er eigentlich ist.

Die Sendung von heute war da keine Ausnahme. Wie fast bei jeder Gelegenheit, wenn ich ihn in den letzten Jahr gesehen oder gehört habe, galt ein größerer Wortbeitrag den Griechen. Grundtenor nach Streichung aller Pointen und lustigen Verschnörkelungen: Griechen können nicht mit Geld umgehen und die blöden Deutschen zahlen alles.


Danke, Dieter, für diese messerscharfe Analyse. In ihrer gefühlt zweihundertsten Variante.
Dein Namensvetter und Sendungs-Erblasser dreht sich im Grabe herum.

Der Rest bestand aus eher lauwarmen Schenkelklopfern für die Generation Silbereisen, Nuhrs  einleitende Ankündigungen der Comedy-Gaststars waren weitgehend mißlungen.

Danke, ARD, für dieses zahnlose und überflüssige Format.


Sonntag, 19. April 2015

Frühling, Tatort: Deutschland

Kleine Bestandsaufnahme 2015:

Die rechtspopulistische AfD und Pegida tragen rechte Ideen bis tief in die Mitte der Gesellschaft hinein, die AfD feiert Wahlerfolge. Menschen sind wieder empfänglich für die Angst-Schürereien der Rechten. In Deutschland brennen wieder Asylantenheime. Politikern werden offen bedroht. Immer wieder offenbart sich, dass Polizei und Justiz auf dem rechten Auge blind sind. Studien zeigen immer wieder, dass rechtes Denken noch immer verbreitet ist. In unseren Nachbarländern gewinnen rechte Parteien teilweise enorm an Einfluss: Frankreich, Niederlande, Dänemark, Österreich, Schweiz. In Ungarn stellen sie die Regierung und haben bereits Bürgerrechte und Pressefreiheit in ihrem Sinne eingeschränkt.

Und in diesem Klima entblödet sich unsere Regierung nicht, unser Land weiter zu einem Überwachungsstaat umzubauen! Die Kontrollfreaks in den Parteien und in den Sicherheitsorganen reißen sich darum, den gläsernen Bürger zu schaffen. Sie möchten gern jegliche Kommunikation aufzeichnen, ob nun via Internet, per Handy oder per Telefon. Sie würden gern in Erfahrung bringen, wo sich 80 Millionen Deutsche in jedem Moment ihres Tages aufhalten, möchten wissen, was sie dort tun und mit wem. Dafür bauen sie im Schatten von 9/11 seit Jahren, eigentlich schon seit Jahrzehnten an einer Infrastruktur, die ihnen das ermöglicht. Genau so lange werden die Deutschen über den wahren Umfang der Überwachung im Unklaren gelassen. Es wird nach Kräften verharmlost, es werden Sicherheitsinteressen und Schwerverbrechen ins Feld geführt. Die Realität zeigt aber heute schon, dass Überwachungsdaten für alles Mögliche verwendet werden (können), nur nicht zur Aufklärung von Schwerverbrechen.

Führt man nun die obigen beiden Resümees zusammen, liegt eine Frage doch eigentlich auf der Hand: 
SIND DIE EIGENTLICH NOCH BEI TROST? 

Hat sich einer dieser Polit-Clowns, dieser Rechtschaffenheits-Darsteller und Stasi-Freaks mal Gedanken darüber gemacht, was eine extremistische Partei mit einem solchen Daten-Arsenal anstellen könnte? Hat einer von den Pfeifen mal drüber nachgedacht, dass auch ihre Gespräche, ihre Aufenthaltsorte und ihre Geheimnisse abgehört und ausgespäht werden, dass sie damit erpressbar werden, für jeden, der diese Informationen in die Finger bekommt: politische Gegner, die Presse, Verbrecher, Firmen, Geheimdienste? Dafür braucht es nicht mal die Skrupellosigkeit von Rechtsextremisten, die Skrupellosigkeit der Durchschnittstypen reicht da schon aus.
Oder denken die wirklich, sie seien gefeit? Denken die wirklich, ihre Daten, die Daten ihrer Kinder, Enkel, Verwandten und Freunde würden nicht missbraucht? Haben die denn gar nichts aus der Geschichte gelernt?

Wenn die Deutschen schon zu träge sind, ihre Hintern gegen den Überwachungsstaat oder gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit von der Couch zu heben: Wie wär es zur Abwechslung mal mit einer Kombination aus beiden? So weit hergeholt ist das nicht.

Wir haben es uns in der Hängematte bürgerlicher Freiheiten so bequem gemacht, dass wir gar nicht merken, wie sich hinter unserem Rücken die Fäden auflösen und wir Gefahr laufen, unsanft auf dem Boden einer sehr viel unangenehmeren Realität als der eines freiheitlichen Rechtsstaats wieder aufzuwachen.

Zeit zu erkennen, dass Aldi-Brot und RTL-Spiele die Freiheit nicht ersetzen können. Zeit, mal wieder dafür zu kämpfen. Wenn schon nicht für euch, dann wenigstens für eure Kinder.
Informiert euch, diskutiert darüber. Geht auf die Strasse, sammelt Unterschriften, redet mit euren Abgeordneten. Über Vorratsdatenspeicherung, über Pkw-Maut, über NSA, über NSU, über Pegida, über Freiheit, über Ungerechtigkeit, über Solidarität mit den Schwachen.

Und wenn ihr das schon nicht schafft, dann klickt wenigstens bei www.campact.de .

Sonntag, 12. April 2015

11.04.2015, Tatort: "zeit.de"

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-04/menschenrechte-religioese-verfolgung-anschlag-kenia

Im oben verlinkten Text wird auf eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema Religionsfreiheit hingewiesen. Konkret heißt es da:

Ihr Autor Theodor Rathgeber sagt: Wo Religionsfreiheit herrscht, da gelingen am ehesten Entwicklung, ökonomischer Erfolg, gerechte Verteilung und friedliche Konfliktbearbeitung.

Ah ja. Da muss ich mich fragen, ob die ungerechte Verteilung und gewaltsame Konfliktbearbeitung hierzulande nun ein Indiz dafür sind, dass es in Deutschland  doch keine echte Religionsfreiheit gibt. Oder ob die Studie und deren Autor mit ihrer Aussage gänzlich daneben liegen.
Oder was die Griechen wohl falsch gemacht haben, dass sich trotz Religionsfreiheit weder ökonomischer Erfolg und eine gerechte Verteilung eingestellt haben.

Wenn ich mir die Einflußnahme der christlichen Kirchen auf die deutschen Bildungspolitik, ihre Sonderprivilegien in Steuer- Arbeits- und Strafrecht, die erst kürzlich wieder aufgebrandete Diskussion um ein „Blasphemieverbot“ und  das ständige Rumgekloppe auf dem Islam anschaue, frage ich mich, wie weit es mit der Religionsfreiheit wirklich her ist.

China wiederum, obwohl immer wieder Sinnbild für Entwicklung und ökonomischen Erfolg, kommt in puncto Religionsfreiheit nicht gut weg.
Die USA hingegen, die vor lauter Religionsfreiheit jeder Sponti-Sekte den Religionsstatus zuerkennen, sind mit ihrer Geschichte alles andere, aber kein Beispiel für friedliche Konfliktbearbeitung, weder innerhalb, noch außerhalb der USA. Und an die gerechte Verteilung muss man wohl auch ein dickes Fragezeichen machen.

Insofern muss man dem alles relativierenden Wiesel-Wort „am ehesten“ die größte Bedeutung in obigem Zitat beimessen.
Vielleicht sind die Schlußfolgerungen des Autors auch totaler Bullshit. Völlig überrraschend käme das nicht, angesichts dessen, was für ein Verein die KAS ist.

Mittwoch, 1. April 2015

29.03.2015, Tatort: Russland / USA

Zunächst mal: Ich bin kein "Russland-Versteher". Ich kann die Schwarz-Weiß-Malerei der Anti-USA-Deutschland ist besetzt-Verschwörungstheoretiker nicht ab. Allein schon, weil sich hier plumpe Anti-Amerikanisten, Nationalisten, Ultralinke und völkische Esoterik-Spinner zu einem unausgegorenen Mix verquirlen, der immer mindestens auf einem Auge blind ist.

Genau so sehr aber lehne ich die hiesigen "Qualitäts-Medien" ab, die sich das vorbehaltlose Wiederkäuen von überwunden geglaubter, anti-russischer Kalter-Kriegs-Rhetorik zur Aufgabe gemacht haben, allen voran leider die öffentlich-rechtlichen.

Ein Blog, das sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, Entgleisungen letzterer zu entlarven, wäre https://propagandaschau.wordpress.com/.
Obwohl der Blog rhetorisch immer mal wieder ins Verschwörungstheoretische abgleitet, sind dort doch ein paar recht interessante Beobachtungen  festgehalten. Entdeckt habe ich dort auch folgenden, recht differenziert erscheinender Artikel bzw. Link, für den ich eine klare Lese-Empfehlung ausspreche:

http://logon-echon.com/2015/03/09/moskau-ein-reisebericht/

Die Lektüre hat mich inspiriert, tatsächlich mal nachzuschauen, wie es in den USA um die Rechte von Minderheiten bestellt ist. Nicht um zu relativieren oder Zahlen zu jonglieren, sondern um mal zu schauen, wieviel davon in der deutschen Presse landet. Insbesondere, nachdem uns regelmäßig Horrormeldungen über die Rechte Homosexueller in Rußland erreichen.
Netterweise hat mir ein amerikanischer Journalist die Aufgabe weitgehend abgenommen, die USA mit Rußland zu vergleichen.

Wer sich die 129 Seiten umfassende Abhandlung nicht zu Gemüte führen möchte, dem sei hier das Ergebnis grob zusammengefasst: Die russische Gesetzgebung ist in weiten Teilen fortschrittlicher als in den USA. Die öffentliche Meinung wiederum ist in Russland um einiges homo-feindlicher als in den USA, wobei es zwischen den US-Bundesstaaten teilweise deutliche Unterschiede gibt.
Allerdings sind in den USA 100 mal mehr "hate crimes" gegen Homosexuelle dokumentiert, Dunkelziffern sind in beiden Staaten vorhanden, die Höhe unklar.

Weder die USA noch Rußland sind also Homosexuellen-Paradiese. Wie aber sieht die Berichterstattung in deutschen Medien aus?

Das Google-Ergebnis verwunderte mich dann nicht sonderlich.  

Während man in deutschen Medien, von NGOs und von Lobby-Organisationen allerlei Schreckliches über Rußland erfahren kann, erfährt man von den USA zum selben Thema zunächst erstmal lauter Lobhudelei über verbesserte Gesetzgebung. Will man Zahlen und Fakten wissen, muss man sich hauptsächlich durch Blogs und ausländische Webseiten wühlen. Einzig bei Spiegel Online bin ich fündig geworden.

Eine ausgewogene Berichterstattung findet man nicht. Stattdessen viel Schwarz-Weiß-Malerei, die streng nach Propaganda riecht.

Friedrich Küppersbusch hat es zuletzt in einem Interview auf den Punkt gebracht: Der politische Journalismus in den ÖR-Medien befindet sich aufgrund seiner Nähe zu den Parteien in einem "Dolmetscher-Modus": "Wir erklären euch, was Siggi Gabriel gemeint hat" statt "Wir sagen Siggi mal, wo der Hammer hängt".
Warum die Privaten (Sender und Presse) mit wenigen Ausnahmen in dieselbe Kerbe hauen, ist  nicht ganz klar. Vermutlich ist es einfach billiger, einmal Vorgekautes oder von Propaganda-Kanälen kostenlos bereitgestelltes Material zu übernehmen, statt aufwendig selbst zu recherchieren. Vielleicht will man sich auch das Verhältnis zu Parteien, Politikern und auch Werbepartnern nicht kaputtmachen - man ist ja voneinander abhängig.

Zurück bleibt leider das Gefühl, dass man keinem Medium so recht trauen kann. Trotz, oder vielleicht auch gerade wegen der Fülle an verfügbaren Informationen fühlt man sich seltsam desinformiert.
Jeder geht mit diesen Gefühlen unterschiedlich um. Die einen glauben mit starrsinniger Verzweiflung alles, die andern mit resignierender Verbitterung nichts. Die einen schreien "Lügenpresse", die andern schalten ab und blenden aus, die nächsten suchen sich im Netz die notwendigen Steinchen für ihr eigenes Weltbild-Mosaik.

Ein Lehrstück über Vertrauensverlust.

Samstag, 28. März 2015

27.03.2015, Tatort: Berlin. Deutschland. Überall.

Wir leben in einem seltsamen Land.

Heute wurde in Berlin ein Gesetz verabschiedet, dass angeblich außer der CSU keiner will. Mit großer Mehrheit und den Stimmen der SPD.

Dem Westen steht vielleicht ein heißer Krieg mit Rußland bevor. Direkt vor unserer Haustür.
Merkel tut: Nichts.
Die Euro-Zone steht eventuell vor einer schwerwiegenden Währungskrise und Rezession. In Deutschland könnte es in den nächsten Jahren so werden wie in Südeuropa, mit Massenarbeitslosigkeit, bitterer Armut und sozialer Kälte.
Merkel tut: Nichts. Gießt mit ihrer Erpresserhaltung gegenüber den Griechen noch Öl ins Feuer.
Mit Abstand beliebtester Politiker, Tendenz steigend: Angela Merkel.

Aktuell bequemster Job (sagen Streik-Gegner und Fluggäste): Lufthansa-Pilot.
Aktuell undankbarster Job (sagen Lufthansa-Piloten, Fluggäste und alle andern): Germanwings-Pilot.

Vorratsdatenspeicherung, TTIP, Quotenregelung, Netzneutralität, Marihuana, Kryptographie, G8, G9, G20, Inklusion, Gentrifizierung. Usw usw.
Haben alle schonmal gehört. Kaum einer weiß, was es ist. Trotzdem - oder deshalb - sind die meisten dagegen. Oder eben dafür, je nachdem.
CDU und SPD machen es trotzdem.Oder eben nicht, je nachdem.
Kausalkette des Absurden.

Wir führen biometrische Ausweise ein, um Terroristen zu fangen. Denen, von denen wir wissen, dass sie Terroristen werden könnten, nehmen wir sie weg.
Wir machen Flugzeugtüren bombensicher. Um Menschenleben zu retten. Und bringen damit Menschen um.

Was wird abgesagt, weil ein Fernsehsender seine Pietät zum Ausdruck bringen will? Mitunter die einzigen Formate, die noch wissen, was "Pietät" bedeutet: Satire-Sendungen.
Was darf weiter laufen? Der ganze andere, gänzlich pietätlose Scheiß.

Wollen bei Amazon Prime Kunde sein: Alle. Weil man für Versand nix zahlt.
Wollen bei Amazon arbeiten: Keiner. Weil man im Versand nix verdient.

Voll der böse Russe: Wladimir Putin. Hat noch nie mit einer Drohne eine Hochzeitsgesellschaft verdampfen lassen. Mag dafür keine Schwulen.
Voll der gute Ami: Barack Obama. Hat versehentlich schon 150 (und ein paar zerquetschte) Kinder umbringen lassen, aber dafür zwei Truthähne begnadigt.
Übrigens, voll der gute Russe: Helene Fischer.

Ein Asylbewerberheim anzünden: Geht so.
Ein Auto anzünden: Geht gar nicht.

Wir leben in einem seltsamen Land, in einer seltsamen Welt.

Als würden wir alle in einem gigantischen Loriot-Sketch mitspielen, der niemals endet. Die Teutonen-Version von Dantes Inferno.

Montag, 23. März 2015

22.03.2015, Tatort: TV

Was soll man eigentlich von der Marke "Spiegel" noch halten?

Die Print-Ausgabe hatte ich wegen galoppierender Belanglosigkeit schon lange nicht mehr in der Hand. Einst als "Sturmgeschütz der Demokratie" gepriesen, sind wirklich bemerkenswerte Berichte, Aktionen oder Kampagnen eher Mangelware. Sieht man mal von der Veröffentlichung der Wikileaks-Dokumente ab, ist der Spiegel schon seit Jahren die Haus- und Hof-Postille der konservativen Mitte, ein klägliches Rinnsal inmitten des Mainstreams.

Und wenn der Web-Ableger Spiegel Online wohl noch immer einer der meistgelesenen deutschen News-Plattformen ist, dann liegt das vor allem daran, dass dort jeder Simpel etwas für den eigenen Geschmack findet. Hier ein konservativer Artikel, dort ein linker Kommentar, hier ein bißchen Boulevard, dort ein bißchen Forumsgeplärre. Ein kaltes Büffet der Beliebigkeit. Innovativ, investigativ? Am Arsch.

Der wahrscheinlich schlimmste Auswuchs der Marke aber ist wohl Spiegel TV.
Solange Stefan Aust dort moderierte und als Chefredakteur tätig war, hatte man zumindest als Zuschauer das Gefühl, dass bei Spiegel TV gesellschaftlich relevante Themen sachkundig und  kritisch aufbereitet und abgearbeitet wurden. Natürlich waren auch damals schon Nerv-Themen dabei, sich alljährlich wiederholende Spötteleien über Oktoberfest-Bierleichen usw. Auch der  provozierende Fragestil, mit dem ins Visier der Öffentlichkeit geratene Personen von Kamerateams über Flure und durch Parks bis vor die heimische Haustür gehetzt und bis aufs Blut gereizt wurden, war damals schon gang und gäbe.
Wenn ich mir aber nur die heutige Ausgabe anschaue (und das habe ich getan), ärgere ich mich im Nachhinein über die Verschwendung meiner Lebenszeit.

Der erste Beitrag war der gefühlt zwanzigste zum Thema "kriminelle Roma-Banden in Deutschland".
Nachdem mit den Hells Angels, an denen sich Spiegel TV bisher mit schöner Regelmäßigkeit abgearbeitet hat, nicht mehr viel los ist, sind Betrügerbanden das neue Lieblingsspielzeug der SPiegel TV-Redakteure. Die Bilder gleichen sich, die O-Töne gleichen sich, die Verbrechen, die Gesichter, die Aussagen von Polizei und Staatsanwaltschaft auch. Würde man alle paar Wochen denselben Beitrag zeigen, es würde wohl kaum auffallen.

Den zweiten Beitrag kann man wohl nur als Schande bezeichnen. Da werden ein paar junge Leute gezeigt, die sich in einem Wäldchen verschanzt haben, um der Ausweitung eines RWE-Braunkohle-Tagebaues zu blockieren, und dabei nicht davor zurückschrecken, den ein oder anderen Bagger zu demolieren.
Nun hätte man über die Aktion zum Beispiel wertfrei berichten können. Man hätte das Engagement und den Idealismus der jungen Leute würdigen können, die in ihren Wortbeiträgen zwar ideologisch, aber nicht weltfremd und wohl begründet argumentierten. Man hätte die Thematik aufgreifen, über Umweltzerstörung berichten und dem "Energie-Riesen" ans Bein pinkeln können.
Die verantwortlichen "Journalisten" gefielen sich stattdessen darin, die Aktionen mal mit leicht spöttelnden, mal mit larmoyant-anklagenden Kommentaren zu untermalen.
Die Krönung war dann die Behauptung, die Besetzer hätten keinen Rückhalt in der nahe gelegenen Ortschaft, derselben, die demnächst dem Tagebau weichen muss. Zum "Beweis" wurden drei mutmaßliche Anwohner gezeigt, die aber eigentlich nur abwinkten und lakonisch meinten, die jungen Leute wären mit ihrem Protest zu spät dran, man hätte das schon Jahre vorher machen sollen.
Echte Ablehnung sieht anders aus. Von Betroffenen, die sich offenbar seit längerem mit ihrem Schicksal abgefunden haben, die möglicherweise sogar vom Tagebau profitieren, sind wohl kaum revolutionäre Proteststürme zu erwarten.

Dritter Beitrag war ein Filmchen über "Plus-Size-Models", der so auch bei "Explosiv" hätten laufen können - da ist kein weiterer Kommentar nötig.

Erst der vierte Beitrag hatte wieder ein wenig mehr Relevanz, es ging um die Lage der Flüchtlinge aus Syrien, hier in Deutschland und im Libanon. Zum Weinen. Journalistisch betrachtet sprachen aber hier wieder hauptsächlich die Bilder. Die visuelle Abbildung tragischer Schicksale - machtvoll, anrührend, tragisch.
Eine Weitergabe von Wissen, eine Er- oder Aufklärung über Hintergründe und Fakten oder auch mal ein leidenschaftliches Plädoyer, wie man es vielleicht von einem "Sturmgeschütz der Demokratie" erwarten würde, suchte man vergeblich.

Da passt es doch ins Bild, dass lt. wikipedia die verantwortliche Produktionsgesellschaft auch so investigative Hochglanz-Formate wie Markus Lanz' Koch-Show produziert hat.


Mittwoch, 28. Januar 2015

23.01.2015, Tatort: Im ewig Gestrigen

Liebe Frau Klöckner,

Sie sind als Vize der CDU also der Auffassung, es gäbe "Ausprägungen im Islam, die erhebliche Probleme mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau haben und die die Scharia als mindestens gleichwertiges Rechtssystem zu unserer Rechtsordnung ansehen. Ein solcher Islam ist nicht automatisch ein gewollter Teil Deutschlands."

Kann man so sehen.

Sie wissen aber schon, dass es in dem von Ihnen vorgeblich gepflegten Christentum ebenfalls "Ausprägungen" gibt, die "erhebliche Probleme mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau" haben, oder? Leute, die die Bibel gern wörtlich auslegen möchten? Die Frauen diskriminieren und Homosexualität für eine durch Gebete heilbare Krankheit halten? Die sich im großen Stil an kleinen Kindern vergriffen haben? Und die trotz allem noch vom deutschen Staat geschützt werden, denen ein gesondertes Arbeitsrecht zugebilligt wird, eine eigene Gerichtsbarkeit, denen Millionen Steuergelder in den Arsch geblasen werden?

Wieso sollten DIE automatisch "gewollter Teil Deutschlands" sein? Wegen unserem "christlich-jüdischen" Erbe, das in letzter Zeit immer beschworen wird? Wenn Sie fundamentalistische, reaktionäre und lebensferne Ideologien anprangern wollen, dann schauen Sie bitte auch über den Tellerrand und kehren auch mal vor der eigenen Tür. Der Balken im eigenen Auge und so weiter - Sie wissen schon.

Ich habe diese heuchlerischen, selbstgerechten Statements von stromlinienförmigen, bigotten Strahle-Muttchen wie Ihnen so satt. Hinter deren aufgesetzt freundlicher Melitta-Werbespot-Attitüde sich finsterste Abgründe auftun, gefüllt mit reaktionären Ressentiments und eisblonder Kaltherzigkeit, der nächste Kreuzzug immer nur eine Rosenkranzlänge entfernt.


Donnerstag, 8. Januar 2015

06.01.2015, Tatort: Internet

Was für eine gequirlte Scheiße.

Die Tagesschau zeigt die Beine einer Hamburger FDP-Politikerin, die vermutlich außer Beinen auch nicht viel mehr zu bieten hat, und einen Tag später schreiben sämtliche "Qualitätsmedien" von einem angeblichen "Aufschrei im Netz", "Shitstorm" und "Empörung" über den dahinter vermuteten Sexismus.

Bloß findet sich für den angeblichen Shitstorm überhaupt keinen Nachweis. Alle Medien zitieren aus denselben zwei Twitter-Meinungen. Viel mehr als das läßt sich im Netz auch kaum finden.

Die Frage ist nicht, ob das ein verzweifelter Versuch der einstigen Traditionspartei FDP ist, über derartige virale Werbemaßnahmen wieder ein wenig ins Gespräch zu kommen, zumal kurz vor der Wahl in Hamburg (!). Das ist so offensichtlich, dass es weh tut.

Die Frage ist, warum alle Medien auf den Empörungszug aufspringen.

Wer zudem die Scheißhaus-Parolen vom FDP-Dreikönigstreffen gehört hat (zumindest die, die von Tagesschau und Co. gezeigt wurden), der mußte zu dem Schluss kommen, dass die FDP nichts, aber auch gar nichts begriffen hat.

Wer angesichts von Umweltzerstörung, sich stetig verschärfender globaler und lokaler Schieflagen zwischen Arm und Reich und einer Finanz- und Staaten-Krise, die ganze Staaten in den Abgrund reißt, noch immer das hohe Lied des Kapitalismus und des selig machenden Marktes singt, ist entweder blind, dumm oder beides.

Das so ziemlich einzige Thema, mit dem die FDP in der jüngeren Vergangenheit noch punkten konnte, war die konsequente Verweigerung gegenüber staatlichen Überwachungs- und Zensur-Maßnahmen. Nachdem die Piraten wieder weitgehend in der Versenkung verschwunden sind (gibt es die überhaupt noch?), wäre die FDP neben der Linken die einzige Partei, die mit dieser Thematik auch heute noch Sympathien einsammeln könnte.
Wobei wir seit Snowden wissen, dass auch FDP-Politiker in der Vergangenheit ihren Beitrag zur Massen-Bespitzelung durch die Geheimdienste geleistet haben. Auch in diesem letzten Bereich ist die Glaubwürdigkeit der FDP also geschädigt.

Wieso man bei der FDP meint, mit der bloßen Hinzufügung der Farbe "Magenta" die eigene Marke wieder nach vorn zu bringen, erschließt sich mir auch nicht. Vielleicht erhofft sich die FDP ja kostenlose PR durch eine eventuelle juristische Auseinandersetzung mit der Telekom, die ja seit Jahren versucht, sich den Farbton "Magenta" möglichst umfassend markenrechtlich schützen zu lassen.

Wie heißt es so schön: Es gibt keine "schlechte" PR. Insofern ist auch mit meinem Kommentar hier die virale Strategie wieder aufgegangen.