Freitag, 1. Juni 2018

Tatzeit: April 2018, Tatort: Die deutsche Presselandschaft

Bildblog.de hat mal analysiert, wie in den deutschen Online-Medien mit dem Schlagwort bzw dem Themenkomplex "Ausländer" Kasse gemacht wird. Hier gehts zu dem Artikel...

Die Quintessenz: Jede noch so banale Geschichte, die sich nur auch am Rande mit den Themen "Ausländer", "Asyl" oder "Islam" verknüpfen läßt, wird gnadenlos aufgebauscht, geheadlined und möglichst skandalheischend aufbereitet. Der Tenor geht dabei immer in Richtung "Ausländer böse", "Islam böse" und "Gutmenschen dumm".

Das einzige Ziel: Die Medien machen sich die massenweise und tw. automatisierte Verbreitung dieser Meldungen im rechten Spektrum zu Nutze, das bringt Klickzahlen und damit Geld in die Kasse.
Aus Sicht der Medien erstmal verständlich, schließlich müssen sie Geld verdienen, auch wenn sie damit durch die Gewichtung bestimmter Themen wie "Flüchtlinge" etc. die Ausgewogenheit der Berichterstattung zu Gunsten der Vermarktbarkeit verschieben.

Steht die Gewinnerzielungsabsicht bzw -pflicht der Massenmedien damit nicht in krassem Widerspruch zu ihrem Eigenanspruch der freien, unabhängigen Berichterstattung in einer funktionierenden Demokratie? Die Vielfalt der Medienlandschaft hat zuletzt "Die Anstalt" ad absurdum geführt (Link zur ZDF-Mediathek, Link zu einem Auszug auf Youtube).

Wird also eine Presse, die Gewinne erzielen muss, nicht zwangsläufig (fast) immer nur über Themen und in einer bestimmten Weise berichten, die größtmögliche Absatzzahlen versprechen? Hängt damit die Glaubwürdigkeit der Presse nicht unmittelbar an der Integrität einiger weniger, in der Öffentlichkeit als glaubwürdig, authentisch und investigativ wahrgenommener Journalisten?
Kann es in einem kapitalistischen System, in dem zudem tendenziell konservative, libertäre und nationalistisch angehauchte Autoritäten herrschen, überhaupt eine freie Presse geben, die ihrem Auftrag als "4. Macht" in einer Demokratie zuverlässig nachkommt?

Gut, Pressearbeit ist in Zeiten des Generalverdachts von "Gleichschaltung" nicht einfacher geworden. Dummerweise wird z.B. das Ringen um Glaubwürdigkeit einiger Journalisten des ÖR Rundfunks durch tendenzielle Berichterstattung in anderen ÖR Formaten konterkariert. Und Medien, die ausgewogener über das Thema "Ausländer" berichten und nicht bei jedem Falschparker  Nationalität und Religionszugehörigkeit dazuschreiben, müssen sich damit herumschlagen, dass ihnen genau diese Ausgewogenheit als schuldhaftes Verschweigen der "Wahrheit" ausgelegt wird.

Das ist aus meiner Sicht aber ein Grund mehr, bestimmte Medien von der Gewinnerzielungsabsicht abzukoppeln. GEZ für die Presse? Vielleicht. Schwieriges Thema. Eine Flatrate bedeutet ja nicht automatisch, dass die Qualität der Berichterstattung sich verbessert, zudem weckt eine zentrale Regulierung von Einnahmen immer Begehrlichkeiten und Besorgnisse.

Der Presse weiter  tatenlos bei ihrem Niedergang und ihrer Kommerzialisierung zuzuschauen, ist aber keine Option. Denn die ausschließliche Kopplung der Berichterstattung an Klickzahlen und Werbeeinnahmen bedeutet langfristig nichts weniger als die Erosion einer der tragenden Säulen der Demokratie.

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