Dienstag, 21. November 2017

Tatort: Fernsehen, Tatzeit: immer

Ich ärger mich gerade über die ARD.

Mag sein, dass der "Brennpunkt" zum Jamaika-Scheitern heute sein mußte. Ob' s den Plasberg dazu auch noch gebraucht hätte, darüber läßt sich streiten.

Das Ätzende ist, dass das Programmherumgeschiebe dazu geführt hat, dass mal wieder eine wichtige Reportage auf 23:45 Uhr rutscht, "Der Wohlstandsreport". Und das nur, damit eine völlig überflüssige Lobhudelei zu 50.Geburtstag von Boris Becker noch davor versendet wird. Als wenn es über den Mann noch etwas zu versenden gäbe, dass noch nicht tausendfach in irgendeiner Boulevardzeitung stand.

Nun ja, "Der Wohlstandsreport" ist mal wieder eine aus Sicht der Regierung unbequeme Reportage, zeigt sie doch die aktuelle, wenig glorreiche Vermögenssituation in Deutschland. Die ist allerdings alles andere as neu: Alle zu Wort kommenden Experten warnen vor der auch 2017 weiter aufgehenden Schere zwischen Arm und Reich, bis auf den Chef des (Überraschung!) ifo Instituts, Clemens Fuest, der dann auch direkt mal den Untergang Deutschlands prophezeit, wollte man Vermögen stärker besteuern.
Spannend waren die Stellungnahmen des Vereins Grundeinkommen e.V. und von Reichen, die für sich mehr Steuern und für andere ein Grundeinkommen fordern. Entlarvend war der Wortbeitrag eines Lausitzer Mittelständlers, nachdem die Wahl der AfD quasi als eine Art Verzweiflungstat gelten muss, weil sich die Bürger der ausgebluteten Ost-Gebiete davon eine wie auch immer geartete Besserung ihrer Verhältnisse erhoffen, und sei es auf Kosten Dritter.

Ein Wort noch zu Herrn Fuest. Dessen Aussagen im Report sind wenig überraschend, ist er doch, wenn man seinem Wikipedia-Profil glauben will, ein Anhänger Hayeks, findet sich sein Name doch immer wieder im nahen Umfeld des "neokonservativen" Mont-Pelerin-Netzwerk.
Wer wissen möchte, was das nun wieder ist: Das ist meiner bescheidenen Meinung nach genau die Weltverschwörung, nach der so viele Menschen immer Ausschau halten - die vermutlich (meinungs)mächtigste Lobbyorganisation der Gegenwart.
Mehr dazu hier.

Auch über Pro7 hab ich mich zuletzt kurz geärgert, obwohl das eigentlich Perlen vor die Säue ist.
Für irgendeinen halbgaren Beitrag irgendeines halbgaren TV-Magazins hieß es im Teaser "Immer wieder greifen Terroristen Flughäfen an." Es folgte ein Beitrag über Flughafen-Sicherheit.

Was mich ärgert ist, dass solche Sätze immer wieder unwidersprochen weggesendet werden und so ins kollektive Bewußtsein einsickern wie die restliche Terror-Hysterie.
Ich frage mich, wie viele Zuschauer sich in dem Moment tatsächlich gefragt haben, wann denn tatsächlich mal ein Flughafen von Terroristen attackiert wurde.
Mir ist spontan kein solcher Angriff eingefallen.
Also hab ich den Beitrag auf prosieben.de gesucht und bin bei Galileo fündig geworden. Und nicht nur das: Nachdem ich mir insgesamt 4 Mal zwangsweise den "Flatliners"-Trailer anschauen mußte, bin ich darauf gestoßen, dass derselbe Beitrag in abgewandeltem Schnitt schon einmal im Oktober 2016 lief. Ob das einer gemerkt hat?

Nach etwas mehr Recherche ist klar: Natürlich hat es Anschläge auf, besser vielleicht an Flughäfen gegeben, so wie an allen möglichen anderen Orten auch. Im Vergleich an Flughäfen sogar seltener, was aus Sicht eines Terroristen logisch ist, da Flughäfen mit ihrer Überwachungsstruktur für Attentate eher nicht so Erfolg versprechend sind.
Mich ärgert aber einfach der plakativ vorgetragene Satz, s.o. Vermutlich hat sich der Redakteur bei der Anmoderation nicht mal irgendwas gedacht, ging es doch einfach nur darum, mögichst viel Interesse für einen weitgehend irrelevanten, recyclten Beitrag zu wecken. Diese Art Gedankenlosigkeit aus Marketinggründen ist aber eigentlich noch schlimmer, denn die Haltung oder besser Anti-Haltung, die dahintersteht, sagt doch: Scheißegal, was meine Worte anrichten, Hauptsache, ich hab mein Produkt verkauft. U.a. genau diese Einstellung hat mir die Werbewelt auf Dauer verleidet.

Mehr zum Mythos "Internationaler Terrorismus" hier.

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